Hallo Ihr Lieben,

wir alle sind seit März 2020 durch eine Menge Herausforderungen gegangen. Immer dann, wenn man dachte, dass man das Schlimmste nun hinter sich hat, kam der nächste Rückschlag und vermutlich zeigt sich sogar erst dann, wenn der Staub sich wirklich legt, welche nachhaltigen Schäden der mittlerweile 2 Jahre ausdauernde Ausnahmezustand in den verschiedensten Bereichen des Lebens hinterlassen hat.

Auch wir als Band sehen uns in diesem noch sehr jungen Jahr 2022 mit den bislang größten Hürden unserer gemeinsamen Geschichte konfrontiert, die jedes einzelne Bandmitglied bis über die Belastungsgrenzen hinaus auf die Probe stellen.

Wo ist angesichts dieser eher finsteren Einleitung nun der angekündigte Lichtblick?

Ich durfte vergangenes Wochenende eine schöne Erfahrung machen, die mich daran erinnert hat, dass es häufig nur einen einzelnen Lichtstrahl - eine einzelne positive Erfahrung - braucht, um das erdrückende Gewicht der angestauten Negativität der letzten 2 Jahre wieder erträglich zu machen; um sich kurz Luft zu verschaffen und Energie zu tanken, um anschließend das Päckchen mit erneuerter Zuversicht weiter vorwärts zu tragen.

Ich durfte vergangenen Samstag das erste Mal wieder auf der Bühne stehen und gemeinsam mit echten Menschen vor echtem Publikum Musik machen. Jedes Detail dieses Erlebnisses inklusive der Fahrt zum Veranstaltungsort habe ich dabei förmlich aufgesogen, was vermutlich nicht allein mit der Tatsache zu tun hatte, dass mir das Erlebnis Livemusik zu machen gefehlt hat, sondern ebenfalls mit der Tatsache, dass der Rahmen innerhalb dessen ich gespielt habe, in vielerlei Hinsicht ein besonderer war.

Es handelte sich eine Kooperation des 'KFZ' und des 'Q' in Marburg, bei der anlässlich der Möglichkeit der Wiederaufnahme des Live-Kulturbetriebes mit großem technischen Aufwand eine Veranstaltung konzipiert wurde, bei der mehrere Acts vor Livepublikum in den zwei genannten Venues performen, während die gesamte Show inklusive Moderation und Interviews in den jeweils anderen Veranstaltungsort übertragen- und auch auf den gängigen Social-Media-Kanälen live gestreamt wird.

Allein die Stimmung bei allen Beteiligten war bereits Anlass genug sich mitreißen zu lassen, da die Positivität, der Enthusiasmus und die Freude am gegenseitigen Support absolut beispielhaft dafür waren, was Kulturveranstaltungen für einen massiven Beitrag an seelischen Gesundheit einer Gesellschaft leisten.

Der Grund für meine Beteiligung an der Veranstaltung war, dass ich sehr kurzfristig als Aushilfe am Schlagzeug für die Band Rathmann eingesprungen bin, da Arne - der eigentliche Schlagzeuger der Band - zwei Tage vor der Veranstaltung tragischerweise positiv auf Corona getestet wurde. An dieser Stelle nochmal gute Besserung!
Tatsächlich hatte ich bis dato noch nicht die Gelegenheit gehabt bei einer Band auszuhelfen und war zugebenermaßen angesichts der kurzen Vorbereitungszeit super nervös. Der Vertrauensvorschuss der gesamten Band hat mich allerdings darin bestärkt die Herausforderung anzunehmen und mir selbst zu beweisen, dass all die Arbeit, die ich in den letzten Jahren in eine professionelle Vorgehensweise investiert habe, sich nun zum ersten Mal würde auszahlen können und es mir irgendwie gelingen würde uns zuverlässig durch die Show zu navigieren.

Um die Pointe vorweg zu nehmen: Es hat geklappt und wir hatten einen schönen Auftritt, den ihr hier sogar nochmal anschauen könnt (Wir sind ca. zwischen Minute 37 bis Minute 59 zu sehen). Viel wichtiger als die Tatsache, dass inhaltlich alles geklappt hat und wir unbeschadet durch den Auftritt gekommen sind, ist allerdings, dass es Spaß gemacht hat - kleine Blicke, die man auf der Bühne austauscht, und die Freude am gemeinsamen Flow; aber vor allem die Begegnung mit Gleichgesinnten vor und hinter der Bühne. Es ist erstaunlich, wie viel Energie man aus ein paar wenigen Stunden ziehen kann und wie weit man sich von diesem positiven Gefühl tragen lassen kann.

Deshalb möchte ich euch allen ans Herz legen:

Das Schöne an Positivität ist anscheinend, dass sie die Negativität nicht aufwiegen muss, um wirksam zu sein. Daraus folgt, dass egal, wie schwer euer Päckchen insbesondere in den letzten zwei Jahren geworden ist, manchmal ein einziger Lichtblick reicht, um Kräfte zu reaktivieren, von denen ihr vielleicht nicht glaubt, dass ihr sie noch habt. Sich aufzuraffen und rauszugehen; Menschen zu treffen und Kultur zu genießen, vielleicht ist das auch für euch der Booster, den ihr dringend braucht.

Liebe Grüße

Marc